Die Suchfibel / FTP und Archie

Das File Transfer Protocol ist einer der grundlegenden Dienste im Internet. Mit diesem Protokoll werden Dateien von einem Rechner auf den nächsten kopiert - über Tausende von Kilometern hinweg. Sie brauchen ein FTP-Programm um diesen Dienst nutzen zu können. Glücklicherweise haben die meisten Brauser aber eine FTP-Funktion eingebaut, die allerdings an die Leistungsfähigkeit und den Komfort eines reinen FTP-Clients nicht heranreicht. Neben diesem Clienten muss es auch irgendwo FTP-Server geben, logisch.

FTP ist vor allem auf Geschwindigkeit optimiert. Es geht um nichts weiter als um Datenübertragung. Keine Grafik, kein Spielkram, nichts. Nicht einmal eine Navigationshilfe. Bei der Verwendung von FTP muss die genaue Adresse des gewünschten Dokumentes bekannt sein. Sie erkennen eine FTP-Adresse an dem Kürzel ftp://. Heißt dann zum Beispiel: ftp://ftp.uniganzweitdraussen.edu/software/windows/95/, wenn Sie Glück haben, denn das ist ja noch relativ eingängig ...

Wenn Sie eine Datei downloaden möchten, müssen Sie neben ihrer genauen Hostadresse auch noch den genauen Namen kennen. Im besten Falle kann man durch FTP-Verzeichnisse blättern und sieht dann die Dateien, die auf der Festplatte des Servers abgelegt sind. Das ist genau dasselbe Bild, das Sie vor Augen haben, wenn Sie Ihre eigene Festplatte durchsehen: Namen, Namen, nichts als Namen. Lediglich die Dateiattribute wie Größe und Erstelldatum lassen sich noch ablesen. FTP verfügt über keinerlei Navigationsmöglichkeiten außer dem Blättern in Verzeichnissen.

Wenn Sie dann fündig geworden sind, können sie mit einem Klick die Datei auf Ihren Rechner holen, downloaden. Oder auf einem anderen Rechner ablegen, wenn Sie die Berechtigung dafür haben. Diese wird meist über ein Passwort vergeben. A propos Passwort: Wenn Sie sich in einen FTP-Server einloggen, müssen Sie immer ein Passwort angeben. Bei dem verbreiteten anonymos FTP, das einen Download von jedermann zulässt, geschieht dies nur der Form halber und der Server schluckt jedes Wort. Die meisten FTP-Programme tragen die E-Mail Adresse des Nutzers als Passwort ein.

Archie

Der Suchdienst, der in FTP-Verzeichnissen sucht, heißt Archie. Mit diesem Werkzeug lassen sich die FTP-Verzeichnisse mehrerer Server weltweit durchsuchen. Dummerweise kann selbst so eine Suchmaschine nur das finden, was vorhanden ist: Datei- und Verzeichnisnamen. Sie kommen also nicht drumherum den Namen der gewünschten Datei einzugeben. Mit etwas Glück hat das Verzeichnis, in dem die Datei liegt, einen treffenden Namen und Sie bekommen so einen Hinweis.

Schwierig wird es, wenn es um Textdokumente geht. Woher sollen Sie wissen, welchen Titel der Text über Reisanbau in China hat? Hier liegt das große Problem der FTP-Sucher: Texte sind so gut wie unauffindbar. Textdokumente werden aber kaum noch im Format einer Textverarbeitung oder als ASCII-Text abgelegt, sondern im Hypertextformat HTML geschrieben und damit mit den Volltextsuchmaschinen erfassbar. Archie findet heute hauptsächlich Anwender im Universitätsbereich, besonders bei Benutzern von Unix und Linux Betriebssystemen.

Das Zentrum von Archie ist die Homepage von Nexor. Dort kann nicht nur die Software zum Betrieb eines eigenen Archieplex heruntergeladen werden (wer´s denn unbedingt will), dort gibt es auch eine lange Liste mit Archie-Zugängen in Europa und weltweit. Diese Schnittstellen werden fast ausschließlich an Hochschulen betrieben. In Deutschland übernimmt den Job die TU Darmstadt. Dankenswerterweise gibt es hier auch eine deutsche Oberfläche. Die Suche lässt sich auch konfigurieren: Wahlweise wird nach Teilausdrücken oder dem exakten Begriff gesucht. Die Suche lässt sich auch auf bestimmte Domains oder auf Pfadnamen einschränken. Eine wichtige Einschränkung, nämlich die nach dem Dateidatum, habe ich allerdings vermisst. Für Unix-Kenner besteht auch die Möglichkeit der Eingabe von Regular Expressions. Ein deutlicher Hinweis auf die Wurzeln und Klientel dieses Dienstes, der in Darmstadt an Wochentagen 6000 - 7000 Anfragen zu verzeichnen hat.

So sieht ein Suchergebnis aus:

Nach der Nummer des Treffers folgen die Dateiattribute im Unix-Format. Mit 10 Zeichen werden die Eigenschaften beschrieben. Steht an der ersten Stelle ein d, so handelt es sich um ein Verzeichnis. Die restlichen neun Stellen werden in drei Dreiergruppen unterschieden: Drei für den Eigentümer, drei für die Gruppe, drei für alle anderen; r bedeutet Leseberechtigung, w Schreibberechtigung, x Ausführberechtigung. Das nur der Vollständigkeit halber. Diese Informationen sind für den Durchschnittssucher weniger interessant als für den Systemverwalter und Unix- Spezialisten. Weit wichtiger sind die Dateigröße und das Erstelldatum. Dahinter folgen der Name des FTP-Servers und der Verzeichnispfad.

Eine besser konfigurierbare Eingabemaske zur Suche in FTP-Verzeichnissen findet man in Trondheim. FTP Search hat in der Advanced Option eine Reihe weiterer Eingrenzungs- und Sortiermöglichkeiten. So kann zum Beispiel das Dateidatum eingegrenzt und die Suche auf bestimmte Betriebssysteme eingeschränkt werden. Die Oberfläche ist leider schaurig unübersichtlich und nur in Englisch verfügbar.

FTP-Suchmaschinen haben etwas an Bedeutung verloren. Mittlerweile übernehmen spezielle Suchdienste für Software die Aufgabe nach Programmen zu suchen. Oft bieten diese über eine schicke Web-Oberfläche einen gut gegliederten Katalog und ausführliche Beschreibungstexte, die dann zusätzlich nach Schlagworten durchsuchbar sind.

FTP und Archie

Efftehpeh?

Archie