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Die AltaVista Geschichte
Eine der bekanntesten Suchmaschinen der Welt entstand eher zufällig.
Alles begann beim Essen
Die Idee zu AltaVista begann mit einem Gespräch am Mittagstisch. Die Digital Company, seinerzeit Hersteller von Alpha-Supercomputern, hatte lange mit Suche im Internet derzeit überhaupt nichts am Hut, war aber mit eine der ersten Firmen mit eigenem Internetauftritt. Die Techniker überlegten, wie man die tolle Leistungsfähigkeit der neuen Computer (die Alpha 8400 Turbolaser, um genau zu sein) am besten demonstrieren könnte. Und weil Datenbanken eine der häufigsten Anwendungen dieser Zeit waren, lag es nahe, eine Riesendatenbank mit all den Seiten des Internets anzulegen.
Schnell kamen die Techniker zu dem Schluss, dass eine Datenbank nicht der richtige Weg war. Die Daten im Internet sind zu unstrukturiert. Ein Volltextindex, der es ermöglicht, jedes Wort auf jeder Seite aufzuspüren, wurde als der passendere Weg gewählt.
Die Folgen der Unordnung
Zufällig traf es sich dann, dass einer der Angestellten eine leistungsfähige Software zur Indexierung von E-Mails geschrieben hatte, weil er es leid war, ewig seine Korrespondenz nach der einen Mail zu durchgrabbeln, die die verschollene Information enthielt. Heute kann jedes mittelprächtige Mailprogramm die Korrespondenz von Monaten, wenn nicht Jahren, ganz selbstverständlich durchsuchen. Aber das Programm damals hatte enormes Potential. denn es ließ sich trefflich auch für die Suche im größeren Index verwenden und so waren Idee und die ersten Bausteine für eine Internetsuchmaschine erst einmal beisammen.
Fehlte noch der Roboter, der die ganzen Informationen zusammensucht: Scooter heißt der AltaVista Roboter noch heute. Das erste Exemplar wurde im August 1995 auf die Reise geschickt um zu sehen, was denn „da draußen“ so an Informationen zu holen war.
Schon 1995 eine große Herausforderung, denn die erste Schätzung ergab etwa 80.000 Server und etwa 30 Millionen Dokumente im World Wide Web. Scooter erwies sich enorm leistungsfähig und so konnte AltaVista am 15. Dezember 1995 planmäßig starten.
Schnell avancierte AltaVista zu einer der großen Anwendungen des Internets. Die Faszination, aus Millionen von Dokumenten tatsächlich innerhalb von Sekunden das gesuchte herauszufischen, trug maßgeblich zum Siegeszug des Internet bei. AltaVista wurde zum Synonym für die Volltextsuche im Netz und eine der großen Companys im Suchgeschäft und der New Economy.
Up and Down
Die weitere Geschichte war wechselvoll: Die Firma Digital und damit auch AltaVista wurde vom Hardwarehersteller Compaq aufgekauft. Wenige Wochen danach wurde die Suchmaschine als eigenständige Firma ausgegliedert. Erst im März 1999 gab es eine Version von AltaVista komplett in Deutsch.
Im Jahre 2000 kriselte es: Trotzdem AltaVista technologisch weiter im internationalen Spitzenfeld agierte, hatte die Konkurrenz, bestehend aus Inktomi, Northern Light, Excite und Google, aufgeholt. Ein geplanter Börsengang musste mehrfach verschoben werden.
Im März und Oktober 2000 musste die groß gewordene Company mehrfach große Teile der Belegschaft entlassen. Schon im Frühjahr 2001 kam es zu der nächsten Entlassungswelle: Noch einmal ein Viertel der Belegschaft, 200 Leute, wurde gefeuert. Grund: AltaVista war dem Trend der großen Portale gefolgt: Jede Menge Inhalte, "Content" blähten die Site und damit Personalanforderungen auf und verschoben den Schwerpunkt weg von der Suche hin zu personalintensiven Seiten und Features, die sich nicht rechneten. Im Frühjahr 2001 dann der Schnitt: "Back to the Roots" heißt die Devise, AltaVista soll wieder "Suche pur" anbieten und sich auf die Kernkompetenz konzentrieren.
Leider hatten die teuren Content-Experimente zu Lasten der Suchqualität stattgefunden und AltaVistas Marktanteile waren drastisch geschrumpft; im Oktober 2002 lagen sie bei kümmerlichen 2,4%. Zu dem Zeitpunkt wurde auch der letzte Service, der nicht zur Suche gehörte, über Bord geworfen: Schluss mit kostenloser E-Mail. Zum Jahresende 2002 wurde dann noch einmal ein großer Technologiesprung präsentiert: Neuer Index, neue Suchfeatures, aufgebohrte Multimedia Suche. Die neuen Funktionen wurden von den Nutzern aber kaum noch wahrgenommen. Im Februar 2003 wurde AltaVista von der Bezahl-Suchmaschine Overture übernommen.
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