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Was Sie gleich wieder vergessen können

Kommandozeileninterpreterphobie

Ich fürchte, hier lesen Sie kein Fachchinesisch. Theoretische Sachverhalte sind eher knapp, vielleicht auch vereinfachend erklärt. Ich denke, ein informeller Einblick als Grundlage für das Verständnis ist wichtiger als die detaillierte Beschreibung. Detailliert und präzise wird es dann, wenn es um die konkrete Anwendung und den persönlichen Nutzen für Sie geht. Sie bekommen auch keine langen Listings mit Anleitungen zum Umgang mit Telnet. Oder FTP am Kommandozeileninterpreter (ein mürrisch blinkender Punkt auf einem schwarzen, leeren Monitor, der jegliche Falscheingabe mit einem hämischen "Error" quittiert). Nicht hier.

Perlen und perlen lassen

Das Internet ist eine Fundgrube für Informationen. Denken viele. In Wirklichkeit besteht ein großer Teil der Informationen aus hastig hingeworfenen Halbwahrheiten und Meinungen, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüft werden kann. Man betrachte die Unsummen von Seiten zu weltbewegenden Themen wie Baywatch und Startrek. Man tue sich die Cool Sites an, nach deren Betrachtung nichts als ein cooles Gefühl zurückbleibt. Viele Informationen beschränken sich auf die Nabelschau der Seitenanbieter und bunte Nichtigkeiten, deren Qualität sich mit der von Bildchen auf dem Einpackpapier von Kinderkaugummis messen kann.

Auf der anderen Seite gibt es Perlen der Informationsgesellschaft. Hervorragende Hypertextdokumente, wissenschaftliche Abhandlungen der fähigsten Köpfe an den Universitäten, technische Beschreibungen, die manches Problem sofort lösen können, kulturelle Schmankerl und geistreiche Einsichten. Leider sind diese in der absoluten Minderzahl. Woran liegts?

Heute schon verlegt?

Die Printkultur hat Filter in Form von Lektoren und Redakteuren, die den offensichtlichen Schrott rausschmeißen. Leider sind deren persönliche Ansichten und Urteile zuweilen problematisch. So kommen immer wieder Bestseller auf den Markt, die vorher von etlichen Verlagen abgelehnt wurden. Einer traute sich dann und gewann. Im Netz muss sich keiner wie ein Verlag auf den schwankenden Boden einer Großinvestition in Druck und Papier wagen. Jeder kann zum Fast-Nulltarif (hier seien auch Nicht-Brillenträger angesprochen) seine Gedanken äußern. Das hat Vor- und Nachteile. Nachteil ist die gewaltige Masse an Dokumenten, die es zu durchforsten gilt. Vorteil ist die gewaltige Masse an Dokumenten mit potentiell interessanten Inhalten.

Die amerikanische Kongressbibliothek ist die weltweit größsste Sammlung an Bchern mit 16 Millionen Exemplaren und 100 Millionen anderen Dokumenten.

Zurück zum Suchen: Gar nicht findet man im Internet Informationen und Quellen, die älter als 20 - 25 Jahre sind. Zu dieser Zeit gab es das Internet noch nicht in heutiger Form. Erst langsam werden diese Informationen digitalisiert. So ist zum Beispiel erst ein Bruchteil der Literatur übers Netz zugänglich; die amerikanische Kongressbibliothek ist einer der Vorreiter. Denkt man zudem an die Schwierigkeit, größere Textmengen am Bildschirm zu lesen, wird der Versuch der vollkommenen Digitalisierung von Prosa fragwürdig.

Frischluftrecherche

Wenn Sie umfassende Informationen zu einem bestimmten Thema suchen, kann das Netz eine Hilfe sein. Nicht mehr, nicht weniger. Eine größere Hilfe bieten allerdings Bibliotheken. Eine derartige Konzentration an Wissen gibt es nicht im Netz. Wie lange brauchen Sie um ein Buch durchzublättern, die Seiten zu überfliegen und einige Dutzend Bilder zu betrachten? Wie lange dauert das im World Wide Web? Und was kostet es?

Auf der anderen Seite ist der Weg zur Bibliothek, wenn sie denn nicht um die Ecke steht, langwierig und voller Gefahren: Verkehrschaos, missmutige Angestellte, der bissige Hund in der Einfahrt. Übers Netz bekommen Sie bequem heraus, wo sich das gesuchte Buch herumtreibt und können es mit ein bisschen Glück gleich online bestellen. Andererseits verpassen Sie aber so vielleicht schon wieder den Vormittagsflirt mit der Nachbarin oder dem Nachbarn (je, nachdem). Man kann eben nicht alles haben.

Viel Glück!

Kommandozeile: So nennt man das einfache Eingabefenster, mit dem man dem Computer direkte Systembefehle geben kann.